Dinkel-Dark Love

in Grundlagen Dezember 18, 2016

December 18, 2016

Versuch einer systematischen Eroberung.


Seit einiger Zeit bin ich auf Dinkelwalz.


Um alle Besonderheiten dieses charakterstarken Korns zu erfassen, treffe ich mich mit


Bauern, Müllern, Bäckern und Backtechnologen ersten Ranges.


Um die hieraus gewonnen Informationen nicht im Nirvana versickern zu lassen, entsteht


hier/ bei Bongu eine Dinkel-Kompetenz- Ecke.


Neben den hier aufgeführten Grundlagen, soll hier auch reger Austausch herrschen.


Randthemen werden behandelt, allgemeingültige Prinzipien von Experten diskutiert,


Erfahrungen geteilt. Liebhaber milder Versäuerungsmethoden, die selbstverständlich auch


im Weizen- und Roggenbereich gelten, finden hier – meines Wissens erstmalig – eine frei


zugängliche, strukturierte Aufarbeitung der Dinkelbäckerei.


Kurze Warenkunde


Durch die stärkere Wurzelanlage kann der Dinkel Stickstoff besser aufnehmen. Er benötigt


keine oder nur eine geringe Stickstoffdüngung und gedeiht so auch auf kargen Böden, bis


auf über 1.000 Höhenmeter. Der Dinkel ist ein gesundes Getreide und bedarf nicht so


vieler Pestizide. Durch den Schutz der starken Spelzhülle, die das eigentliche Korn


ummantelt, erübrigt sich eine Ährenbehandlung.


Dinkel hat jedoch deutlich geringere Erträge als Weizen oder Roggen. Die Aufarbeitung


ist, aufgrund des Spelzes, dem das Korn vor Umwelteinflüssen schützenden Mantel,


aufwändig und mit Tücken versehen.


Daher sind in Deutschland nur wenige, echte „Ur-Dinkelsorten” im Anbau.


Es gibt aber noch passionierte Bauern in Frankenkorn, Oberkulmer Rotkorn,


Schwabenspelz, Schwabenkorn, Bauländer Spelz, Holstenkorn, Ostro, die sich des


dunklen Korns annehmen.


Der Bauländer Spelz ist die Grundlage für Grünkern. Er wird im nördlichen Baden-


Württemberg angebaut und in der Milchreife geerntet. Darauf folgt die Darretrocknung, oft


über Buchenholzfeuer, bei der der Dinkelkern zum leicht glasigen und würzig


aromatischen Grünkern wird, der beispielsweise, einem Gewürz gleich, zum Aromatisieren


von Brot eingesetzt werden kann.


Die in Deutschland angebauten Dinkelsorten sind untereinander genetisch eng verwandt,


sodass man nicht auf eine Vielfalt von Merkmalen zurückgreifen kann, um bekannte


Dinkelschwächen wie eine geringe Standfestigkeit oder den häufig auftretenden


Ährenknick „herauszumendeln”.


Aufgrund der nahen Verwandtschaft zum Weichweizen lassen sich die beiden


Getreidesorten kreuzen. Durch das Einkreuzen der Sorte Rouquin entstand so ein Weizen


im Spelz und Dinkel im Namen. Der in der Regel aus Belgien und Frankreich importierte


Zwitter führt dabei unwissende Endverbraucher in die Irre. Statt eines preisgünstigen


Dinkels mit den guten Backeigenschaften des Weizens erhält er hier letztendlich einen


Weizen. Insbesondere da die typischen Dinkelmerkmale wie der nussige Geschmack


durch die Kreuzung verloren gehen.


Nicht zuletzt dank solcher Experimente legen wir großen Wert darauf, unsere Müller


persönlich zu kennen um von der Qualität unseres Dinkels überzeugt sein zu können.


Müllerei


Dinkel wird als Rohdinkel im Spelz eingelagert, was das Korn zwar schützt und chemische


Behandlungen überflüssig macht, aber auch das Lagervolumen deutlich erhöht. Vor dem


Mahlen wird der Dinkel entspelzt und gereinigt. Das geschälte Dinkelvollkorn hat eine


beachtliche Keimfähigkeit von über 95 % und ist Ausgangsprodukt für alle weiteren Stufen:


Flocken, Grütze, Grießen, Vollkornschrote, Vollkorn- und Typenmehlen. Die gängigsten


Mehltypen sind 630, 812 und 1050.


Das klassische, langgeführte Mahlverfahren auf Walzenstühlen bringt dem Müller das


beste Mahlergebnis und gute Backqualität. Auf Roggenmühlen, die meist kurz und tief


geführt werden, sollte Dinkel nicht gemahlen werden.


Selbstmahlende Bäcker erzielen gute Ergebnisse auf klassischen Steinmühlen (ergibt


flockige Feinschrote). Ähnlich gute Mahlergebnisse werden auch mit Stahlscheibenmühlen


erzielt. Das Zentrofan-Mühlenprinzip bringt hohe Oxidationseffekte, erhöht aber auch die


mechanische Belastung des Stärkekorns. Hierbei werden extrem feine Vollkornmehle mit


hoher Wasseraufnahme ermahlen. Die Volumenausbeute der Backwaren ist aber eher


bescheiden und durch die Schädigung der Stärkestrukturen kann es zu Klitschstreifen im


Bodenbereich der Dinkelbrote kommen. Zentrofanmehle gehören deshalb eher in den


Feinbackwarenbereich.


Mehlbehandlung


Um Backsicherheit, Stabilität und Zeit zu gewinnen, wird dem Mehl hin und wieder


Ascorbinsäure oder Acerola  zugesetzt. Große Mühlen (oft Hersteller von


Dinkelfertigmischungen) versuchen durch  Ascorbinsäure, dem Dinkel ein weizenähnliches


Backverhalten anzuerziehen.


Ohne dieses Backhilfsmittel müssen die Dinkelteige schonender geknetet, lange geführt


und zwischendurch aufgezogen werden. Das ist zwar mit einem nennenswerten


Mehraufwand verbunden, die lange Teigführung st es aber, die die gute Verträglichkeit des


Dinkels unterstützt und neben der Geschmacksgewinnung auch die Phytinwerte reduziert.


Um backtechnisch beste Vollkornmehle zu erhalten, sollten die Korn-Randschichten eher


grob belassen werden. Wenn die Aleuronschicht fein vermahlen wird, können Kleber- und


Stärkebeschaffenheit in Mitleidenschaft gezogen werden. So hat helles Dinkelmehl dann


beste Backeigenschaften, wenn Kernmehl (Endosperm) zugemischt wird.


Deshalb schöpft ein Qualitätsmüller die Dinkel-Mehlausbeute nie voll aus.


Auch die Lagerung des Mehls nach dem mahlen erhöht die Wasseraufnahme und


begünstigt die Lockerung der Krume.


Der Dinkelbäcker – Besonderheiten in der Dinkelverarbeitung


Die Hilfsmittel, die der moderne Bäcker (nicht zwangsläufig ein Qualitätsbegriff) einsetzt,


sparen nicht nur Zeit, sondern auch Qualifikation ein: In der Backstube muss der


Teigmacher nicht mehr den exakten Ausknetpunkt beurteilen können, der Ofenführer nicht


mehr den Reifegrad des Gebäcks. Durch den Zusatz von Backhilfsstoffen verlässt


letztendlich immer ein verkäufliches Produkt den Ofen.


Glücklicherweise hat das zunehmende Interesse am Dinkel hier und da eine


Rückbesinnung auf die eigentlichen Qualifikationen des Bäckerhandwerks zur Folge.


Denn es gehört durchaus handwerkliches Können dazu, aus Mehl, Wasser, Salz und evtl.


etwas Hefe ein geschmacklich ausgezeichnetes Brot herzustellen.


Temperaturen bei der Gare


Bei hefegetriebenen Dinkelgebäcken sollte mit nicht mehr als 25°C Teigtemperatur


gearbeitet werden (die Teigtemperatur ist nicht gleichbedeutend mit der Raumtemperatur).


Deutlich niedrigere Temperaturen verzögern die Teigentwicklung zu sehr, deutlich höhere


begünstigen die schnelle Austrocknung und das Altbackenwerden.


Kneten


Dinkelteige erfordern Geduld und Zuwendung, belohnen einen aber mit einem besonderen


Geschmack. Sie sind außerordentlich empfindlich gegen Überkneten, weshalb man hier


mit viel Gefühl herangehen sollte. Die Puristen unter den Homebaking Experten mischen


den Teig nur kurz und ziehen ihn dann immer wieder auf (Dehnen und Falten). Hat man


den kritischen Punkt einmal überschritten, verliert der Teig seinen Stand, fließt


auseinander und das Formen des Brotes nicht mehr möglich. Eventuell kann man sich


dann mit einer anständigen Foccacia noch aus der Affäre ziehen.


Überknetete Teige können eventuell durch eine Lagerung an kühlen Orten und


regelmäßiges Dehnen und Falten gerettet werden.


Hier ist der Begriff der Quellknetung der Schlüssel zum Erfolg. Bringt man Wasser und


Mehl zusammen, beginnt das Mehl zu quellen, Wasser einzulagern. Das wird durch


langsames Kneten unterstützt. Versucht man mit hoher Energie und großer


Geschwindigkeit, diesen Prozess abzukürzen, werden Teigstrukturen von vorn herein


geschädigt und der empfindliche Dinkelteigling lässt sich nicht mehr zu Brot formen.


Die Dauer des Knetvorgangs ist unmittelbar abhängig von der Teigfestigkeit/Teigausbeute.


Bevor man also bei sehr weichen Teigen die Maschine endlos laufen lässt, bietet es sich


an, 10 bis 15 % des Schüttwassers zurückzuhalten und erst zuzugeben, wenn der Teig


fast ausgeknetet ist.


Der Fenstertest bietet sich an, um den Knetprozess zu beurteilen – dehnt man ein Stück


Teig, sollte eine möglichst stabile, gleichmäßig dünne Membran entstehen. Die optimale


Ausknetung der Teige ändert sich aber mit dem Alter des Mehls. Daher sollte man beim


Kneten immer dabei bleiben und beobachten.


Der optimal geknetete Dinkelteig verhält sich ähnlich wie Weizenteige: er löst sich vom


Kesselrand, bekommt eine glatte, etwas hellere Oberfläche und zieht kleinere Blasen.


Backmittel


Um die Vorzüge des Dinkelbackwerks zu erhalten, sollten möglichst keine weizenhaltigen


Produkte im Backmittel enthalten sein – dies gilt nicht nur, aber insbesondere natürlich für


Weizenallergiker. Weder Weizenmehl als Füllstoff, noch Weizenmalzmehl noch


Weizengluten sind geeignete Zugaben. Gerstenmalzmehl oder -extrakt, etwas Dextrose,


Acerola oder Ascorbin und eventuell gentechnikfreie Enzyme sind vorzuziehen.


Einsatz von Fetten


Eine Zugabe von 1 bis 2 % Fett macht die Teige wolliger, feinporiger und bringt auch


etwas Volumen in die Gebäcke. Am besten eigenen sich hier feste, ungehärtete Palmfette.


Versäuerung und Fermentation


Die Qualität von Dinkelmehl- oder -vollkornbrot und -brötchen wird durch


den Einsatz von Dinkelsauerteig oder -fermentteig verbessert.


Die Versäuerung sorgt für einen aromatischeren, runderen Geschmack, bessere


Bekömmlichkeit und Frischhaltung, natürlichen Schutz gegen Fadenzieher, besseres


Volumen und bessere Schnittfähigkeit.


Wer nicht zwingend auf 100 % Dinkelanteil wert legt, kann bis zu 10 % vom Gesamtmehl


Roggenmehl vermälzen. Das sorgt für eine harmonische Süße und etwas mehr


Feuchtigkeit im Brot. Der Königsweg jedoch ist die Versäuerung oder Fermentierung von


Dinkelvollkorn- bzw. -typenmehl. Die Versäuerungsmenge sollte ca. 10 %, höchstens


jedoch 20 % vom Gesamtmehl betragen. Solche 100%igen Dinkelbrote mit natürlicher


Versäuerung bzw. Fermentierung lassen die feinen Dinkelaromen am besten zutage


kommen. Eine einstufige Versäuerung, kombiniert mit 1 % Backhefezusatz, macht das


Backen für weniger Geübte deutlich sicherer. Bei milder Versäuerung  wird neben der


Aromakomponente durch natürliche Hefen auch Milchsäure gebildet. Je nach Führungsart


kann manchmal ganz auf zusätzlich Backhefe verzichtet werden. Aber auch eine


kombinierte Führung mit geringer Menge an zugesetzter Backhefe führt zu guten


Backergebnissen.


Dinkelvorteig


Dinkelvorteige (TA 160) mit 2 % Salz und bis zu 0,5 % Hefe auf Mehl, über Nacht


geführt und gekühlt haben sich für die Aromaabrundung und Teigstabilisierung gut


bewährt. Für die Frischhaltung des Dinkelbrotes leisten sie aber keinen nennenswerten


Beitrag.


Quell- und Brühstück


Je nach gewünschtem Charakter des herzustellenden Dinkelgebäcks, können bis zu 30 %


des gesamten Vollkornmehles, Schrotes oder Flocken als Brüh- oder


Quellstück eingesetzt werden. Brüh- oder Quellstücke sollten im Verhältnis 1:1 Getreide zu


Wasser und eventuell 2 % Salz auf Getreideanteil angesetzt werden. Beim Brühen mit ca.


70°C heißem Wasser reichen 2 bis 3 Stunden Quellzeit. Das kalte oder mit warmem


Wasser (ca. 30°C) angesetzte Quellstück sollte gut 12 Stunden und mehr ausquellen. Der


Zusatz von Salz kann eine Fremdgärung verhindern. Beim Frischhalteeffekt sind Brüh-


gegenüber Quellstücken im Vorteil.


Kochstück


Zur Wasseranreicherung des Dinkelteigs bietet sich das Dinkelkochstück an. Hierfür


werden bis zu ca. 5 % vom Gesamtdinkelmehl im Verhältnis 1:4 mit Wasser und 2 % Salz


auf Mehlanteil zu einem Pudding gekocht. Das Kochstück kann in der Kühlung für mehrere


Tage auf Vorrat gelagert werden. Die Zugabemenge von Dinkelpudding muss aber genau


auf die Dinkelqualität abgestimmt sein und erfordert entsprechend etwas Übung. Die


große Menge an dem darin gebundenen Wasser muss auch beim Backprozess


verkleistert werden können. Wird das Brot zu feucht, wird die Krume zu dicht, die


Schnittfestigkeit leidet und die Brote neigen auch schneller zur Schimmelbildung.


Kochdinkel


Für grobkernige Dinkelschrotbrote mit hoher Saftigkeit können auch ganze Dinkelkörner


mit Wasser, im Verhältnis 1:3, mit 2 % Salz auf Kornanteil, gekocht werden. Das


Garverfahren ist vergleichbar mit dem Garen von Reis. In einem hitzefesten Gefäß mit


Deckel können die eingeweichten Dinkelkerne mit der Restwärme des Backofens ab einer


Restwärme von ca. 180°C für mehrere Stunden im Ofen gegart werden. Die gekochten,


erkalteten Dinkelkörner ersetzen bis zu 30 % vom Gesamtschrot- oder Vollkornmehlanteil.


Dinkelsprossen


Einen ähnlichen Effekt erzielt man auch mit gekeimten, ganzen Dinkelkörnern. Diese sind


gekühlt und vakuumverpackt im Handel erhältlich.


Durch den Keimvorgang vervielfacht sich der Vitamingehalt im Getreide. Die Körner


schmecken angenehm malzig-süß bis nussig und verleihen dem Brot eine kernige


Struktur. Durch die bei diesem Vorgang aktivierten Enzyme (Proteasen) können im Teig


Glutenstrukturen abgebaut werden. Das vermeidet man, indem die Sprossen nicht


gequetscht oder gemahlen, also möglichst im Ganzen verarbeitet werden.


Solche Dinkelsprossenbrote erfreuen sich nicht umsonst großer Beliebtheit.


Pflanzenfasern als Ballaststoffe und Frischhalter


Wer sich nicht so viel Zeit für quellen, kochen und brühen nehmen kann oder will, kann


ähnliche Frischhalteeffekte auch durch den Zusatz von Flohsamenmischungen erreichen.


Diese natürlichen Nahrungsfasern sind Lebensmittel und kein Zusatzstoff und absolut


geschmacksneutral.


Ein weiterer wichtiger Vorteil gegenüber den Koch- und Brühstücken ist, dass sämtliches


Gluten als Strukturbaustoff erhalten bleibt. So bekommt man insgesamt eine deutlich


höhere Menge an Wasser gebunden.


Der Zusatz von 0,5 bis 5 % Flohsamenmischung ermöglicht die variable Einstellung der


Teigausbeute von 180 bis 200 – je nach Dinkelqualität. So hergestellte Dinkelbrote haben


eine hohe Frischhaltung und sind nebenbei noch ballaststoffreicher. Wichtig ist aber auch


hier, nicht mehr Wasser im Teig zu binden, als beim späteren Backprozess verkleistert


werden kann.


Anreicherung mit Zucker und Dextrose


Verschiedene große Hersteller von Dinkelbackmischungen geben Zucker und Dextrose in


Mengen in ihre Fertigmischungen, die meinem Verständnis von gutem Brot zuwiderlaufen.


Durch diese süß/sauer Note wird versucht, eine größere Geschmacksakzeptanz vor allem


bei Kindern zu erreichen. Zucker ist jedoch ein Säurebilder und zerstört gerade das, was


den guten Dinkel ausmacht – seine gute basische Eigenschaft. Die gute Verträglichkeit


von Dinkel wird auf diese Weise konterkariert.


Mit einer kleinen Honigzugabe bekommt man natürliche Enzyme, Inhibine und eine leichte


emulgierende Wirkung ins Brot. Zudem entsteht ein deutlich harmonischeres, komplexeres


Aroma. Auch Rübensirup eignet sich, wobei ein Teil durch die Hefe vergoren wird.


Zuckermengen jenseits von 5 bis 7 % haben in einem guten Dinkelvollkornbrot nichts


verloren.


Salzzugabe


Die hohen Teigausbeuten bei Dinkelseelen, Knauzen und genetzten Broten, aber auch die


weichen Vollkornteige, erfordern eine etwas höhere Salzzugabe, sonst entsteht schnell ein


zu fader Geschmack. Der Kochsalzgehalt auf Getreideprodukte liegt dann eher bei 2,2 bis


2,5 %.


Fazit


Dinkel unterscheidet sich in vielen Punkten vom Weizen. So nimmt Dinkelmehl gegenüber


Weizenmehl bei gleicher Teigfestigkeit deutlich weniger Wasser auf. Dies ist unter


anderem der etwas anderen Zusammensetzung von Gliadin und Glutenin, den


Glutenproteinen, geschuldet. Bei vergleichbarer Teigführung neigt Dinkel daher immer


schneller zum Trockenbacken. Mit den vorangegangen Ausführungen habe ich mich


bemüht, Maßnahmen vorzustellen, die dem entgegenwirken können. Eine „Krücke” allein,


beispielsweise „nur“ ein Vorteig oder „nur“ ein Quellstück reichen in der Regel nicht, dieses


Manko gänzlich auszugleichen. Zur optimalen Qualität führt immer eine Kombination


sinnvoller Maßnahmen, wie eine milde Dinkelversäuerung mit zugesetztem Quellstück


oder eine Dinkelversäuerung in Kombination mit einer passenden Menge eines


Kochstückes.


Je häufiger ich Pflanzenfasern in diesem Bereich einsetze, desto mehr überzeugt mich


diese Methode. Ob es die Flohsamen mit ihren günstigen darmregulierenden


Eigenschaften, Kartoffeln roh gekocht und gerieben oder andere Stabilisatoren – auf


diesem Weg bleibt das komplette Gluten erhalten und sorgt für gern gesehene Stabilität.


Bei Gebäckstücken wie Seelen, Knauzenwecken oder genetzten Broten, die traditionell


mit Dinkel hergestellt wurden, erledigt sich das Thema Wasseraufnahme von selbst. Diese


Teige werden extrem weich und sehr lange, teilweise über Nacht geführt. Solche


Teigführungen erfordern Handarbeit, da gibt es keine Abkürzungen.


Geschmacklich ist für mich der Dinkel hervorragend mit Roggen zu kombinieren. Beide


Getreidesorten gewinnen durch diese Kombination, mehr als durch Kombinationen mit


anderen Partnern.


Auch helle Dinkel-Hefefeinteige ziehe ich geschmacklich inzwischen Feinteigen aus


einfachem Weizenmehl vor. Sowohl für Zöpfe und Rosinenstuten als auch Blechkuchen


werden mit dem 630er Urdinkel grandios.


Alles in allem ist der Dinkel zwar ein etwas arbeitsintensiverer, geschmacklich dafür aber


umso überzeugender Geselle.


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